Sarrazin in Echternach

Den 20. Abrëll 2016 ass den Rassist Thilo Sarrazin op Invitatioun vum Iechternacher Trifolion zu Iechternach opgetrueden. Zesummen mat aneren Gruppen huet Richtung22 géint dësen Optrett protestéiert an demonstréiert.

Fir d’Occasioun huet Richtung22 eng medezinesch Checklëscht ausgeschafft an huet déi potentiellen Zuschauer*innen virun dem Virus gewarnt.


Checkliste bei drohendem Befall von Xenophobie

(Zutreffendes bitte ankreuzen)

Solidaritéit

Bei mehr als 3 Hakenkreuzen in dieser Liste, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt, Ihre Ärztin oder an uns.

1) Heute Abend wollen Sie den Vortrag von Thilo Sarrazin sehen…

“Perspektiven ändern, Horizonte erweitern: Dafür steht die TRIFOLION-Reihe HORIZONTE.” Programmbeschreibung.

[ ] weil man Ihnen das Trifolion-Abonnement untergejubelt hat und Sie gar nicht wissen, wer dieser Filo Ratazin ist.
[ ] weil Sie hier in Luxemburg ein Umfeld vorfinden, in dem Asozialen und Flüchtlinge, die die deutsche Reichskasse wirklich belasten willkommen sind: Superreiche und Steuerflüchtlinge.
[ ] weil Sie den Führergeburtstag immer mit den rechten Kameraden feiern.
[ ] weil Sie sich Thilo’s Autogramm für Ihre letzte Stürmer-Ausgabe sichern wollen.

2) Wer hat heute Geburtstag?

Ein “besonders begangener Tag”, an dem jährlich am 20. April, dem Geburtstag des “Führers und Reichskanzlers” Adolf Hitler, Beflaggung angeordnet war.

[ ] Adolf Sarazzin
[ ] Thilo Hitler
[ ] Sie selbst (Haben Sie an Ihrem Geburtstag nichts Besseres zu tun?)
[ ] Jesus

3) Mit dem Kauf des Tickets für die Vorstellung heute Abend…

TICKETS: Kat. A: 30 EUR – Kat. B: 23 EUR

[ ] transferieren Sie (falls Sie aus Deutschland kommen) Geld aus dem Reich ins noch reichere Ausland. Sie Volksverräter*in.
[ ] unterstützen Sie einen armen Künstler, der mit dem Verkauf von “Deutschland schafft sich ab” nur 4 Millionen Euro verdiente und als ehemaliges Vorstandsmitglied der Bundesbank eine kärgliche Pension bezieht.
[ ] schmeißen Sie Geld in die braune Tonne (Trifolion), mit dem Sie auch gut essen hätten gehen können. Chinesisch oder türkisch, zum Beispiel.

Solidaritéit

4) Wovor haben Sie mehr Angst:

“Ich muss niemanden anerkennen, der […] ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.” Thilo Sarrazin, Lettre International, September 2009

[ ] Früher aufstehen zu müssen wenn hier Morgenland ist.
[ ] Vor der Alkoholisierung des Mittagslandes.
[ ] Vor den Gutmenschen im Biomarkt.
[ ] Vor lauter kleinen Kopftuchmädchen.
[ ] Ein deutscher Junge/ein deutsches Mädel kennt keine Angst.

5) Sie haben heute Abend ihre Kinder nicht mitgebracht…

“Kinder kann kriegen, wer damit fertig wird” Thilo Sarrazin, stern, Mai 2009

[ ] weil gegen Kinder an der luxemburgischen Grenze auch notfalls von der Schusswaffe Gebrauch gemacht wird.
[ ] weil Sie keine Kinder haben und somit laut Thilo Sarrazin dafür sorgen, dass Deutschland sich abschafft. (In diesem Fall ist es ihre Volkspflicht nach Hause zu fahren und sich mit der Kinderproduktion zu befassen! Anordnung des Oberkommandos!)
[ ] weil Sie kein Akademiker/keine Akademikerin sind und deshalb die Produktion von Kindern besseren Schichten überlassen wollen.

6) Haben Sie es gerne warm? Heizen Sie ihre Wohnung über 17°? Duschen Sie meist warm?

“Hartz-4-Empfänger haben es gerne warm” Thilo Sarrazin, stern, Mai 2009

[ ] Sie sind asozial und auf Hartz-4 und regeln die Temperatur mit dem Fenster.
[ ] Sie sind ein Jammerlappen und eines Deutschen nicht würdig.
[ ] Sie schmarotzen sich durch die Sozialsysteme.
[ ] Sie hätten gerne eine weitere Option zum Ankreuzen, aber Sarrazins Analysen lassen nur die ersten drei Erklärungen zu.

7) Ihr Genmaterial…

“Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen” Thilo Sarrazin, Welt am Sonntag, 2010

[ ] … ist christlich, mit einem Hauch Faschismus.
[ ] … beinhaltet eine Vorliebe für Schweinebauch und Sauerkraut.
[ ] … ist Schuld daran, dass Sie so doof sind, sich den Dreck hier heute Abend anhören zu wollen.


AUSWERTUNG:

Vorsicht: Rassismus tötet.

a) Für Besorgte:

Sie haben Angst und auch wir machen uns große Sorgen um Ihre Gesundheit.
Erkennen Sie folgende Symptome bei sich:
– Sie leiden an Fieberträumen in denen das Schweinefleisch an der Wursttheke alle ist.
– Sie haben Wahnvorstellungen in denen an jeder Ecke ein Minarett steht.
– Ihnen ist Ihr Einschätzungsvermögen für Größen und Zahlen abhanden gekommen. Jetzt haben Sie Angst vor Überflutungen.
– Sie bekommen Panikattacken, wenn neben Ihnen eine fremde Sprache gesprochen wird. Wëllkomm zu Lëtzebuerg.

Sie tun uns Leid. Es scheint, dass Sie von akuter Xenophobie befallen sind. Der Erreger hat sich im Trifolion eingenistet und eine erneute Aussetzung würde zu schwerwiegenden Zuspitzungen Ihres fremdenfeindlichen Krankheitsbildes führen.
Wir raten Ihnen deshalb DRINGEND von Ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen, heute Abend mit Ihren rechten Kamerad*innen den Führergeburtstag im Trifolion zu feiern. Gehen Sie nach Hause und nehmen Sie sich fest vor in den nächsten Tagen mit Ihnen fremd zu scheinenden Menschen Kontakt aufzunehmen und Gespräche zu führen. Xenophobie ist mittlerweile, dank Forschung, heilbar.

b) Für “Interessierte”

Solidaritéit“Ohne Publikum ist selbst der gefährlichste Despot nicht ansteckend” Joseph Goebbels, Autobiographie, 1950.

Sie finden, dass man sich den Sarrazin doch mal anhören könnte um sich dann eine Meinung darüber zu bilden. Wieso Sie dafür nach Echternach kommen und nicht das Internet benutzen bleibt schleierhaft. Offensichtlich ist Ihnen die Konsequenz Ihres Vorgehens nicht bekannt. Durch Ihre Präsenz heute Abend machen Sie den Auftritt Thilo Sarrazins zu einem Erfolg. Die Bühne, die das Trifolion diesem Berufs-Hetzer bietet, wird durch Ihre Präsenz im Saal zum Ausgangspunkt um rassistische Ideen salonfähig zu machen.
Mit Blick auf das friedliche Zusammenleben aller, raten wir Ihnen deshalb DRINGEND von Ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen, heute Abend allein aus Interesse diese Veranstaltung zu besuchen. Informieren Sie sich selbst, im Internet und im Gespräch mit Freunden und Bekannten – ohne dabei Beihilfe zur Verbreitung von Rassismus zu leisten.

c) Für Meinungsfreiheitsverteidiger*innen

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel dieser Gesellschaft die Meinung eines Menschen wert ist, der seit Wochen in Idomeni im Schlamm sitzt und um das Leben seiner Familien bangen muss.
Haben Sie sich dann bewusst gemacht, dass Thilo Sarrazin allein sein erstes Buch 1,5 Millionen mal verkaufen konnte, mehrmaliger Gast in allen erdenklichen Talkshows war, unzählige Zeitungsinterviews gab und unkommentierte Vorabdrucke in der BILD und im Spiegel publizieren durfte. Glaub Sie ernsthaft, dass dieser Mann ein Problem hat, sich Gehör zu verschaffen?
Wenn Sie heute Abend hier sind um für Meinungsfreiheit einzutreten, dann schließen Sie sich bitte unserem Protest an. Der Meinung eines einzelnen, verrückten, alten, weißen, reichen Mannes sollte nicht zuvorkommend eine Bühne und damit eine öffentliche Legitimation geboten werden. Das Erhöhen und Instrumentalisieren einzelner Meinungen hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
Nehmen Sie deshalb bitte Abstand von Ihrem Vorhaben, heute Abend die Meinung eines Rassisten weiter aufzuwerten. Gehen Sie stattdessen spazieren und bilden Sie sich eine eigene Meinung.