(DE)
Pride ist und bleibt ein politischer Akt, und das jeden Monat im Jahr!
Eine Woche nach der Pride ist die Regenbogenfahne vor der Escher Gemeinde wieder abmontiert. Die Pride 2023 ist vorbei. Als Reaktion auf Anti-Pinkwashing-Workshops, unsere Performance und vielleicht auch die 2-3 Presseartikel zum Thema hat Rosa Lëtzebuerg mitten im Trubel der Pride Week ein Statement veröffentlicht, um sich den Pinkwashing-Vorwürfen zu stellen. Darin bedanken sie sich bei ihren “starken Partnern” und kündigen an, dass sie sie in Zukunft bitten werden, eine “Charta” zu unterschreiben, um zu beweisen, dass sie nicht diskriminieren. Georges Mischo hat es sich auch nicht nehmen lassen, in seiner Rede zur Pride die “Kritiker” zu verurteilen und uns daran zu erinnern, von wem *wir* gefördert werden. Pim Knaff, Xavier Bettel und all die anderen Gay Bosses sind ihren Kater wieder los und mit anderen Dingen beschäftigt. Was bleibt übrig? Das Echo ein paar leerer Worte.
Natürlich ist es ein Forschritt, dass Queerness immer mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Aber auch wenn viele Parteien und Unternehmen sich positiv darauf beziehen, es bleibt doch der bittere Beigeschmack von Scheinheiligkeit. Denn mal ganz abgesehen von der “Sichtbarkeit”, die unter so viel Applaus geschaffen wird, gibt es all die anderen Momente, in denen queere Menschen (ob sichtbar oder unsichtbar) ausgeschlossen, diskriminiert, angegriffen und bedroht werden. Uns hilft es nicht, wenn jemand die Regenbogenflagge schwingt um sich für den Wahlkampf ein progressives Image zu verpassen. Unsere Lebensbedigungen und unsere Chancengleichheit werden auch nicht verbessert, wenn wir als Diversity-Alibi für eine Bank oder Fluggesellschaft herhalten müssen. Unsere Leidensgeschichte ist lang und reicht bis in die Gegenwart hinein, unsere Rechte haben wir hart erkämpft. Hört auf, euch mit unseren Errungenschaften zu schmücken und sie für eure Werbe- und Wahlkampfzwecke zu nutzen. Was wir brauchen, ist praktische und ernstgemeinte Solidarität.
Nur, wenn es eine ehrliche und langfristige Beschäftigung mit queerer Politik gibt, können wir echten gesellschaftlichen Fortschritt erreichen. Nur, wenn Politik und Organisationen sich das ganze Jahr, auch abseits von Kameras, für den Schutz und das Empowerment von queeren Menschen einsetzen, anstatt in deren Gegner zu investieren, können wir gegen die viel gefährlichere politische Instrumentalisierung ankommen: Die Verfolgung von queeren Menschen durch extreme Rechte, wie etwa der ADR. Die nämlich ist eine schier existenzielle Bedrohung. Hier halten queere Menschen nicht als Diversity-Alibi her, sondern als gesellschaftlicher Sündenbock. Hier wird Hass geschürt. Weil die ADR keine Lösungen für gesellschaftliche Probleme anbietet, erfindet sie welche. Die Lesung einer Drag Queen in der Escher Bibliothek wird so zum Skandal und gar zur Gefahr erklärt. Diese Haltung darf in Luxemburg nicht noch weiter normalisiert und passiv hingenommen werden. Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und den Gruppen, die in Luxemburg für eine wirklich queer-inklusive Gesellschaft kämpfen.
(EN)
Pride is and remains a political act, every month of the year!
One week after Pride, the rainbow flag in front of the commune of Esch has been taken down. Pride 2023 is over. In response to anti-pinkwashing workshops, our performance and perhaps the 2-3 press articles on the topic, Rosa Lëtzebuerg released a statement in the midst of the hustle and bustle of Pride Week to address the pinkwashing allegations. In it, they thank their “strong partners” and announce that in the future they will ask them to sign a “charter” to prove that they do not discriminate. Georges Mischo also took it upon himself to condemn the “critics” in his Pride speech and to remind us of who *we* are sponsored by. Pim Knaff, Xavier Bettel and all the other gay bosses are off their hangovers again and busy with other things. What is left? The echo of a few empty words.
Of course it is a step forward that queerness is becoming more and more mainstream. But even if many political parties and companies refer to it positively, a bitter taste of hypocrisy stays behind. Because apart from the “visibility” that is created to so much praise, there are all the other times when queer people (whether visible or invisible) are excluded, discriminated against, attacked and threatened. It doesn’t help us when someone waves a rainbow flag to give themselves a progressive image for their election campaign. Our living conditions and equal opportunities are not improved when we have to serve as a diversity alibi for a bank or an airline. Our history of suffering is long and continues into the present, and we have fought hard for our rights. Stop adorning yourselves with our achievements and using them for your advertising and election campaign purposes. What we need is practical and serious solidarity.
Only if there is an honest and long-term engagement with queer justice can we achieve real social progress. Only if politics and organisations work all year round, even away from cameras, to protect and empower queer people – instead of investing in their opponents – can we stand up to the much more dangerous political instrumentalisation: The persecution of queer people by the far-right, such as ADR. This is a sheer existential threat. Here, queer people are not used as a diversity alibi, but as a social scapegoat. This is where hate comes from. Because ADR does not offer solutions to social problems, it invents problems. The reading of a drag queen in the library of Esch is thus decried as a scandal and even a threat. This attitude must not be normalised and passively accepted any further. We stand in solidarity with those affected and with the groups fighting for a truly queer-inclusive society in Luxembourg.